Zum Inhalt springen

Alles Theater (-Pädagogik!)


„Die ganze Welt ist Bühne“ heißt es in Shakespeares „Hamlet“. Wie nehmen Menschen Rollen an – ob bewusst gespielt oder in „Alltagsrollen“? Wie nehmen sie sich wahr und wie reagieren sie aufeinander? Damit beschäftigt sich Theaterpädagogik.

Für angehende Erzieherinnen und Erzieher der DPFA Dresden und Chemnitz gehört die Theaterpädagogik im zweiten Ausbildungsjahr zu ihrem Stundenplan. Gemeinsam mit Theaterpädagog:innen erkunden sie die Welt des darstellenden Spiels. Der Grund ist recht einfach: Das Theaterspielen ist bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein wertvolles pädagogisches Mittel.

Blicken wir blicken deshalb einem „hinter die Kulissen“ als auch „auf die Bühne“ und fragen:

Was kann die Theaterpädagogik und was bewirkt das darstellende Spiel im Bildungsprozess?

Angehende Erzieher und Erzieherinnender DPFA Chemnitz beim Theaterspiel: in Maske und Pose.
Viele Jahre gehörte die Theater AG der DPFA Chemnitz zum festen Programm der "Nacht der Bildung". Die Aufführungen, wie hier im Jahr 2017, waren immer gut besucht und brachten das Publikum zu Begeisterungsstürmen. Foto: Bianca F. Kother / DPFA Chemnitz

Theaterpädagogik ist wichtig für kulturelle Bildung

Zum einen leisten die Theaterpädagogik sowie das darstellende Spiel einen wertvollen Beitrag zur ästhetischen und kulturellen Bildung. Es führt an die Kunstform Theater heran, vermittelt Wissen und Einblicke in die Theaterpraxis und -theorie. Junge Menschen, die sich spielend Texten und somit Inhalten nähern, gewinnen einen direkteren Zugang und begeben sich in eine intensive Auseinandersetzung mit künstlerischen Inhalten.

Theaterpädagogik ist wichtig für die Persönlichkeitsbildung

Zum anderen schult das darstellende Spiel schult die Wahrnehmung des eigenen Körpers und der Bewegung. Auf diese Weise trainieren und erproben Schülerinnen und Schüler ihre Präsenz, Stimme und Kommunikationsverhalten. Sich auf der Bühne zu präsentieren und neue Formen des Ausdrucks, wie Tanz und Bewegung anzuwenden, fördert zudem das Selbstbewusstsein.

Neben kleinen szenischen Einlagen leisten vor allem größere Theaterprojekte einen wesentlichen Beitrag zur Bildung: Sie erfordern interdisziplinäres Arbeiten, also Teamwork.

Für ein gelungenes Ergebnis braucht es viele Gewerke:

  • kreative Köpfe für die Inszenierung,
  • mutige Stimmen für die Darsteller,
  • geschickte Hände für Bühnen und Kostüme,
  • technisch Versierte für Beleuchtung und Tontechnik sowie
  • Organisationstalente, die den Überblick behalten.

Stellt eine Gruppe ein Theaterstück auf die Beine, findet jeder mit seinen Fähigkeiten seinen Platz und gute Zusammenarbeit, Kommunikations- und Teamfähigkeit wird im Prozess gelernt.

Erzieherschülerinnen und -schüler der DPFA Chemnitz spielen eine Weihnachtsaufführung.
In Chemnitz sind es vor allem die Weihnachtsaufführungen, an denen Erzieherinnen und Erzieher in spe viele Wochen und mit großem Engagement arbeiten. Das Publikum ist jedenfalls immer hellauf begeistert, so wie hier in der DPFA-Regenbogen-Grundschule Chemnitz im Jahr 2017. Foto: Bianca Kother / DPFA Chemnitz

Jede Rolle bietet eine neue Perspektive

Außerdem unterstützt das Theaterspiel, Ängste und Vorurteile abzubauen. Herausfordernde Alltagssituationen können so in der Schule pädagogisch aufgearbeitet, Handlungs- und Verhaltensmuster für die eigene Lebenswelt ausprobiert werden. Jeder Rollenwechsel ermöglicht eine neue Perspektive – aus dem Schutz der jeweiligen Rolle heraus.

"Theaterspielen ermöglicht Empathie und Nähe und zugleich Distanz. Es beinhaltet Reflexion und Perspektivwechsel als Voraussetzung kritischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Widersprüchen. Als Ganzes ermöglicht der Spielprozess eine Vielfalt von sozialen und ästhetischen Erfahrungen", konstatiert die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Spiel & Theater e.V. auf ihrer Webseite.

Angehende Erziehende arbeiten an einem Schattentheaterspiel. Montage.
Da es für Theateraufführungen in den letzten zwei Jahren nicht leicht war, entwickelten die Schülerinnen und Schüler 2021 ein Schattentheaterspiel. Für die Kinder war es ein gelungenes Highlight in der Weihnachtszeit. Foto: DPFA Chemnitz

Theaterpädagogik in der Erzieherausbildung der DPFA Dresden

Die Theaterpädagogik steht für die angehenden Erzieherinnen und Erzieher der DPFA Dresden in ihrem zweiten Ausbildungsjahr auf dem Programm. Gemeinsam mit dem Theaterpädagogen und Honorardozenten Ullrich Reinhardt tauchen sie ein die Welt des Theaterspiels.

Eine der zehn Unterrichtseinheiten beginnen die Schülerinnen und Schüler mit dem Ausprobieren von Geräuschen. Dabei fordert der Theaterpädagoge die Teilnehmenden einzeln auf, auf sein Zeichen hin ein Geräusch zu machen. So entsteht ein spannender Rhythmus. Eine kleine Aufwärmübung, die für gute Stimmung sorgt und sogleich in eine Aufgabe mündet: Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher sollen ein Märchen nacherzählen – aber ganz ohne Wort, ohne Mimik und Gestik, nur mit Geräuschen!

Das Ziel der Unterrichtseinheiten im Rahmen der Ausbildung ist, dass die Erzieherinnen und Erzieher schließlich selbst in der Lage sind, eine Gruppe von Kindern oder Jugendlichen anzuleiten.

"Grundlegend ist, die eigene Spiellust zu fördern. Es ist wichtig, die Auszubildenden zu ermutigen, sich auf das Spiel einzulassen", erklärt Ullrich Reinhardt. Das fiele zum Glück den meisten zukünftigen Erzieherinnen und Erziehern leicht. Wie leicht, zeigt sich, wenn die Erziehenden in spe am Ende des Theaterunterrichts selbst in einer 30-minütigen Sequenz eine Gruppe zum Theaterspiel anleiten müssen.

"Der Unterricht fördert das Bewusstsein für Körper, Stimme und Raum. Davon profitieren die Erzieherinnen und Erzieher auch in ihrer täglichen Arbeit, unabhängig von Theaterspiel-Einheiten", ergänzt der Theaterpädagoge.

Blick auf einen Schuhkarton, der von Erzieherschülern in eine kleine, tragbare Bühne verwandelt wurde.
Das "Theater aus dem Schuhkarton" fordert übrigens nicht nur handwerkliches Geschick, sondern - und das in erster Linie - die Überlegung, wie ein Stück auf eine so kleine und tragbare Bühne wie einen ausrangierten Schuhkarton zu bringen ist. Foto: DPFA Chemnitz

Theaterpädagogik in der Erzieherausbildung der DPFA Chemnitz

Auch an der Fachschule für Sozialwesen der DPFA Chemnitz wird seit vielen Jahren theaterpädagogisch gearbeitet. So wurden gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern schon unterschiedlichste Inhalte der Theaterpädagogik behandelt und umgesetzt. Dazu gehören etwa Theaterbesuche im Rahmen des Deutschunterrichts ebenso dazu, wie zahlreiche Versuche im Improvisationstheater und Poetry Slam. Das Entwerfen und gestalten von Masken ist ein weiterer Aspekt, wie auch die Konzeption eines Theaters to go: Theater aus dem Schuhkarton. Eine besondere Herausforderung ist unter anderem die Entwicklung eines eigenen, kurzen Stückes: von Text über Inszenierung bis zur Aufführung.  

Erst im vergangenen Schuljahr probierte sich eine Klasse am Zeitungstheater aus. Dabei sind sehr schöne Szenen zu Themen wie Corona, Umweltschutz/Klimakrise, Flucht, Extremismus, Chancen_Gleichheit_Gerechtigkeit und soziale Medien entstanden.

In diesem Schuljahr ist Theaterpädagogik erstmals im Rahmen von zwei Projektwochen geplant, und zwar für alle Klassen zum Schuljahresende. Im Moment wird noch intensiv am Konzept dafür gearbeitet. Wir dürfen also gespannt sein und werden an ganz bestimmt hier darüber berichten.

Und dann gibt es in Chemnitz noch die wunderbare Tradition, dass die Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Sozialwesen jedes Jahr für die Jungen und Mädchen der DPFA-Regenbogen-Schulen Chemnitz ein weihnachtliches Theaterstück erarbeiten und aufführen. Das war in den vergangenen zwei Jahren nicht immer und ohne weiteres möglich. Doch wenn es ums Theater geht, sind sie findig in Chemnitz und so gab es zum vergangenen Weihnachtsfest ein ganz wunderbares Schattentheaterstück.

Du weißt jetzt ganz genau, dass der Erzieherberuf genau dein Ding ist?
Dann kommt zu uns und lerne deinen Traumberuf.

Jetzt online bewerben!