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„Manchmal braucht es Geduld“


Juliane Rismondo ist studierte Sozialpädagogin und Psychologin. Seit Dezember 2019 ist sie Schulcoach für die DPFA-Regenbogen-Schulen in Chemnitz und Augustusburg sowie die Schüler in der beruflichen Ausbildung zum Sozialassistenten und Erzieher am DPFA-Bildungszentrum Chemnitz. Schüler, Lehrer und Eltern schätzen sie als wichtigen Ansprechpartner.

Juliane Rismondo ist als Schulcoach vor allem eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin für die Schüler. Deshalb hat sie auch feste Sprechzeiten in Chemnitz und Augustusburg.
Juliane Rismondo ist als Schulcoach vor allem eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin für die Schüler. Deshalb hat sie auch feste Sprechzeiten in Chemnitz und Augustusburg. Foto: Caroline Lindner / DPFA Chemnitz

Frage: Liebe Frau Rismondo, die Kinder und Jugendlichen sind wieder in der Schule, wenn auch die meisten von ihnen vorerst nur tageweise. Bis zu den Sommerferien werden viele weiter überwiegend zu Hause lernen müssen. Was macht in dieser Situation besonders zu schaffen?

Juliane Rismondo: Die Corona-Pandemie hat eine Situation mit sich gebracht, wie wir sie alle noch nicht erlebt haben. Sie belastet auch deshalb, weil der gewohnte Rhythmus plötzlich weggefallen ist und für viele auf lange Sicht auch noch nicht wieder aufgenommen werden kann. Die Schule ist ein Anker im Alltag, sie gibt in gewisser Weise Halt und einen festen Tagesablauf vor. Wer Rituale und Routine braucht, um sich motivieren und gut lernen zu können, dem fiel und fällt es schwer, zum Beispiel trotzdem pünktlich aufzustehen und seine Aufgaben abzuarbeiten. Und natürlich fehlen die Freunde. Bei manchen ist aber aktuell auch das „Gesamtpaket“ einfach zu schwer – die Eltern bangen vielleicht um ihren Job oder haben mehr Stress als sonst oder müssen weiterhin Homeoffice mit Kinderbetreuung und Homeschooling unter einen Hut bekommen. Das überfordert manche, verständlicherweise. Das ist auch Thema in meiner Beratung.

Wer meldet sich bei Ihnen?

Juliane Rismondo: Als Schulcoach bin ich für alle da – Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen. Es ist ein offenes Angebot für alle, die Unterstützung, Beratung oder Begleitung brauchen. Ich bin eine unabhängige und neutrale Vertrauensperson mit gewisser Schweigepflicht.

Mit welchen Problemen kommen Schüler, Eltern und Lehrer zu Ihnen?

Juliane Rismondo: Unabhängig von der jetzigen Situation sind das sehr vielfältige und unterschiedliche Themen: Probleme untereinander innerhalb der Klasse und im Schulalltag, Verhaltensauffälligkeiten, negatives Klassenklima, Cybermobbing, Schwierigkeiten im häuslichen Umfeld etwa mit den Eltern, dem Partner oder Kind, zwischenmenschliche Differenzen, subjektiv empfundener Leistungsdruck, Prüfungsangst, aber auch finanzielle und psychische Probleme. Darüber hinaus stehe ich in regelmäßigem Austausch mit den Schulleiterinnen zum aktuellen Schulgeschehen, zur Planung und Durchführung von Veranstaltungen und für Teilnahme an Elternabenden.

Wie helfen Sie weiter, was hilft am besten?

Juliane Rismondo: Ich höre vor allem erst einmal zu und nehme jeden Einzelnen in seiner individuellen Situation ernst. Manchmal braucht es Geduld, um das Problem zu identifizieren und eine Lösung zu finden. Ich versuche, jeder Situation und jedem Problem auch etwas Positives abzugewinnen und denjenigen zu bestärken. Als ich –  bevor die Corona-Pandemie ausbrach – noch in den Klassen sein konnte, habe ich immer auch einen offenen Blick für die Klassenstrukturen gehabt. Manchmal sind es nämlich auch die ruhigen und stillen Schüler, die Probleme haben.

Finden Sie immer eine Lösung?

Juliane Rismondo: Oft hilft es schon, sich jemandem anvertrauen zu können. Ich versuche, jede Mail und jedes Gespräch mit einem positiven Gedanken abzuschließen, Mut zu machen und ganz praktische Tipps zu geben. Bei Konflikten liegt die Wahrheit manchmal aber einfach auch irgendwo „dazwischen“. So manche kommen auch erst, wenn es „brennt“ und sobald sich die Situation verbessert hat, nehmen sie die Beratung nicht mehr in Anspruch. Das ist schade, denn ich sehe meine Aufgabe auch darin, die Schüler länger zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, Kompetenzen und Stärken zu entwickeln, um perspektivisch besser mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Es gibt aber auch Schüler, zu denen ein längerer persönlicher Kontakt bzw. jetzt in dieser schwierigen Zeit ein Mailkontakt besteht.

Zu Hause alleine lernen – nach zwei Monaten Homeschooling lässt bei vielen die sowieso schon strapazierte Motivation weiter nach. Welche Tipps haben Sie?

Juliane Rismondo: Natürlich hängt das von der häuslichen Situation, der eigenen Motivation und dem Arbeitspensum ab. Aber ganz wichtig ist es, sich seinen Tag zu strukturieren. Es ist hilfreich, jeden Tag zu einer festen Zeit mit der Bearbeitung der Aufgaben zu beginnen. Manchen Schülern hilft es, sich an ihrem bisherigen Stundenplan zu orientieren und die entsprechenden Aufgaben zu lösen. Bestenfalls arbeitet man dann beispielsweise ein bis maximal zwei Stunden durch und macht dann eine Pause. Es ist wichtig, dass man regelmäßig Pausen einplant, damit man konzentriert arbeiten kann. Hilfreich ist auch, sich ein Tagesziel zu setzen. Jüngere Schüler brauchen bei all dem natürlich Unterstützung. Bei Fragen und Problemen sollte man sich nicht davor scheuen, die Lehrer zu kontaktieren – oder mich.

Wir bedanken uns für das Gespräch!

Im Schul-Intranet erfahrt ihr, wo und wann genau ihr Juliane Rismondo antreffen könnt und wie ihr sie per Telefon oder E-Mail erreicht!