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Weihnachten weltweit: Kenianische Weihnachtstraditionen


In der Weihnachtszeit rücken wir alle ein wenig zusammen und schauen über den Tellerrand. Dabei haben wir uns gefragt, wie in anderen Regionen der Welt Weihnachten gefeiert wird oder was stattdessen gefeiert wird. Unsere Erzieherschülerinnen Sheryl Schaffrath und Maurine Widera stammen aus Nairobi und Mombasa und haben gemeinsam mit uns in Ihren Weihnachtserinnerungen geschwelgt.

 

Da viele Kenianer Christen sind, ist Weihnachten in dem ostafrikanischen Land ein wichtiges Fest. Wie in den meisten Ländern ist es ein Fest der Familie. Es ist aber auch die einzige Festlichkeit, die in so einem großen Ausmaß gefeiert wird.

Viele Menschen reisen aus der Stadt in ihre Heimatdörfer, um die Festtage mit der Familie verbringen zu können. Häufig ist es die einzige Zeit im Jahr, in der die ganze Verwandtschaft zusammenkommt. "Die Straßen um die Stadt waren zu der Zeit meistens überfüllt und es kam zu stundenlangen Staus vor dem Feiertag. An Heiligabend selbst hingegen war die Stadt dann oft wie ausgestorben", erzählt Sheryl Schaffrath.

 

In Kenia ist der Hauptfeiertag der 25.12.

Am 24.12. wird das Haus gereinigt, Kirchen und Häuser zieren bunte Girlanden und Ballons, Blumen und grüne Blätter. Der Weihnachtsbaum ist ein Ast einer Zypresse oder ein künstlicher Baum, mit viel Lametta beschmückt. Hin und wieder gibt es Kunstschnee, als Dekoration zu sehen. Sheryl Schaffrath hat 2018 hier in Deutschland das erste Mal echten Schnee gesehen. "Ich wusste gar nicht, was ich mir bei der Kälte noch hätte anziehen sollen", sagt sie. Auch das viele Lichtermeer kennt sie so in Kenia nicht.

 

Es wird gesungen und getanzt bis in die Nacht hinein

Bis Mitternacht an Heiligabend gehen sie als gläubige Christen in die Kirche. Dort wird gesungen, Gedichte vorgetragen, getanzt und Krippenspiele bis über 4 Stunden vorgeführt. "Es gibt eine Krippe mit echten Tieren, einer Frau und mit einem Kind. Und es ist viel lauter und lebendiger als in Deutschland", berichtet Maurine Widera. Nach dem Gottesdienst wird ein großes Feuerwerk gestartet und es geht für die jungen Menschen erst richtig los: "Oft wird bis zum Morgen gefeiert und getanzt", lächeln die Erzieherschülerinnen.

 

 

Die Türen stehen für alle offen

Danach schlachtet die Familie gemeinsam eine Ziege. Deren Fleisch wird in der ganzen Familie verteilt und zu einem Festessen zubereitet. Oft gibt es Mandazi - ein gebackenes Brot – Reis und Gemüse dazu. Nach dem Mahl gehen die Menschen festlich gekleidet von Haus zu Haus und wünschen allen ein frohes Fest. "Die Türen stehen allgemein immer offen für jedermann und es darf jeder dazustoßen und mitfeiern", sagt Maurine Widera.

Geschenke innerhalb der Familie gibt es keine, wie man es in Deutschland kennt. Man gibt den anderen zu essen und zu trinken oder hilft anderen Bewohnern der Stadt. "Der Weihnachtsmann kommt bei uns mit dem Coca-Cola-Truck, manchmal aber auch auf dem Kamel, im Auto oder auf dem Fahrrad", grinsen beide.

 

Mandazi ist gebackenes Brot und entstand an der Swahili-Küste zwischen Kenia und Tansania. Es ist eines der Hauptgerichte zu Weihnachten in Kenia; Foto: Stockfoto

 

"Krismasi Njema" wünschen Sie allen auf Swahili

Swahili, oder auch Suaheli oder Kisuaheli genannt, ist die am weitesten verbreitete Verkehrssprache Ostafrikas und neben Englisch auch die Amtssprache in Kenia. Sie entstand aus der Begegnung afrikanischer Küstenbewohner mit seefahrenden Händlern, meist arabischen Ursprungs und ist vom arabischen (Plural sawāḥil,  Singular sāḥil) für „Küste“ oder „Grenze“ abgeleitet.

Auch wenn Swahili grammatikalisch eindeutig zu den Bantusprachen gehört, umfasst ihr Wortschatz nicht nur eine große Zahl arabischer Vokabeln. Es sind auch für uns Mitteleuropäer verständliche Wörter dabei. Denn eine große Zahl von Begriffen aus dem Englischen und Französischen sind in dem letzten Jahrhundert in die kenianische Sprache mit eingeflossen.

 

 

 

Viele Völker in einer Nation

Sheryl Schaffrath stammt von den Luhya[1] ab und Maurine Widera ist vom Stamm der Luo[2]. Es gibt über 40 unterschiedliche Stämme in Kenia, welche seit der Unabhängigkeit 1963 befriedet miteinander leben. Die Menschen sind sehr freundlich und für viele Touristen, gilt Kenia als das Musterland für ein Leben in Afrika. 30 Grad zu Weihnachten und die pure Lebensfreude der Menschen, sind schon allein ein guter Grund für einen etwas anderen Winterurlaub.

[1] Das Volk der Luhya lebt im Gebiet des Mount Elgonin der Western Provinz, Sprache: Luhya, etwa 14 % der Gesantbevölkerung in Kenia, mit über 5 Millionen Einwohnern sind die Luhya die zweitgrößte Volksgruppe in Kenia.  [2] Die Luo leben in der Region am Viktoriasee in Kenia und Tansania, Sprache: Luo, etwa 13 % der Gesamtbevölkerung.

Wir bedanken uns sehr für diesen schönen und sehr interessanten Einblick und wünschen eine schöne Weihnachtszeit!