Zum Inhalt springen

Wie funktioniert Politik?


Anlässlich der Bundestagswahl durften DPFA-Schüler:innen im Rahmen ihrer Ausbildung einmal selbst in die Rolle von Politikern, Gewerkschaftern, Vertretern der Wirtschaft und Journalisten schlüpfen und dabei herausfinden, für welche Positionen und Werte sie eigentlich eintreten würden. Rückblick auf ein spannendes Planspiel in Chemnitz.

Vier junge Erwachsene sitzen an einem Tisch voller Schreibutensilien.
Unterricht mal anders: Die „FSP - Freie Soziale Partei“ bei ihrer „Sitzung“. Geklärt werden muss, welche Schwerpunkte im „Wahlkampf“ gesetzt werden sollen. Keine leichte Aufgabe für die DPFA-Schüler:innen. Das politische Planspiel bringt ihnen viele wichtige Erkenntnisse. Foto: Caroline Lindner/ DPFA Chemnitz

Die Partei „Die drei lustigen Vier“ bekommt Applaus vom Plenum, als sie eine generelle 35-Stunden-Woche in Deutschland vorschlägt – weniger Arbeit bedeutet schließlich mehr Freizeit für Freunde und Familie. Doch auch die „Generation IT“ macht solide Vorschläge, etwa für schnelleres Internet im ländlichen Raum und Unterstützung für Homeoffice und Homeschooling. Die „FSP – Freie Soziale Partei“ will den Mindestlohn erhöhen. Auch wichtig.

Vier Tage Rollentausch

Doch vor den Zuhörerinnen und Zuhörern stehen keine echten Politiker, sondern Schülerinnen und Schüler der DPFA Chemnitz, die ihren Mitschüler:innen glaubhaft versichern wollen, für welche politischen Positionen sie einstehen und welche Schwerpunkte sie in ihrem „Wahlkampf“ setzen möchten. Im Publikum wiederum sitzen u.a. Mitglieder von verschiedenen Interessensverbänden wie „Gewerkschafter“, „Vertreter der Wirtschaft“, „Rentner“ oder „Familie" sowie „Meinungsforscher“ und „Journalisten“. Letztere werden den „Politikern“ später noch kritische Fragen stellen.

Die angehenden Sozialassistent:innen und Erzieher:innen nehmen anlässlich der Bundestagswahl an einem viertägigen, ausbildungs- und jahrgangsübergreifenden politischen Planspiel teil, das ihr Fachlehrer Andreas Giebs – zuständig für Wirtschaft & Sozialpolitik – organisiert hat. „Hinter jeder Rolle steht eine kleine Biographie“, erklärt Andreas Giebs. „Es ist wichtig, dass sich alle auf ihre Rolle einlassen und deren Interessen vertreten. Nur so funktioniert es.“

„Wahlkampf“ mit Hindernissen

Auch unplanmäßige Ereignisse hält das Spiel bereit: Etwa, wenn die Boulevardzeitung die Alkoholsucht einer Spitzenpolitikerin enthüllt oder sich die Lage am Arbeitsmarkt dramatisch zuspitzt. Dinge, auf die Politiker auch im wahren Leben reagieren müssen. Auch das Spiel-Budget will gekonnt eingesetzt werden, denn die Interessenverbände können über Parteispenden Einfluss darauf nehmen, dass ihre Ziele berücksichtigt werden.

Zwei Männer stehen vor Publikum.
Den eigenen politischen Standpunkt klar und deutlich herausarbeiten und überzeugend rüberbringen: Das müssen Politikerinnen und Politiker können. Die Chemnitzer DPFA-Schüler:innen nutzten während des viertägigen Planspiels ihren Pausenraum für Plenumsrunden, während derer jeder „Spitzenkandidat“ feste Redezeiten bekam. Foto: Caroline Lindner/DPFA Chemnitz

Welchen Einfluss haben Lobbyisten?

„Die Schülerinnen und Schüler lernen durch Erleben im Planspiel die Abläufe während eines Wahlkampfes und bei der Bundestagswahl kennen“, so Andreas Giebs. „Sie machen sich mit den Mechanismen der Lobbyarbeit vertraut, indem sie diese selbst spielerisch ausprobieren. Außerdem reaktivieren sie ihre Kenntnisse über die Einflussmöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger.“ Dabei geht es um wichtige Fragen: Wie wird man in Deutschland eigentlich Bundeskanzler? Welche Rolle spielen Parteien, Medien, Interessensverbände und Öffentlichkeit? Das Planspiel vermittelt dabei systematisch und ganz praktisch Grundlagen der Demokratie.

Eigenes Erleben prägt sich ein

Wie herausfordernd die Rolle einer Politikerin bzw. eines Politikers ist, hat DPFA-Schülerin Jaqueline zu denken gegeben. „Durch das Spiel reift die Erkenntnis, wie schwer man es als echte Partei hat, die Interessen vieler zu vertreten und gleichzeitig die eigene Vision von einer besseren Welt durchzusetzen. Man kann es ja nicht allen recht machen und muss außerdem aufpassen, dass man sich nicht beeinflussen lässt“, so die Vertreterin der „FSP – Freie Soziale Partei“.

Dem kann Fachlehrer Andreas Giebs nur zustimmen. „Aus diesem Grund machen wir das: Spiel und Erleben sind die besten Lernmethoden“.